Ich wurde in letzter Zeit oft gefragt was ich mit „den Bildern“ meinen würde und wie sie denn das Training beeinflussen würden…
Um auf die Bilder und ihre Wirkungsweise eingehen zu können muss ich jedoch zunächst einen kleinen Ausflug in die Neuroanatomie und die Neurobiologie machen.
Keine Angst ich will mich hier nicht in wissenschaftlichen Einzelheiten auslassen sondern möchte lediglich einen allgemeinen (und stark vereinfachten) Überblick über den Aufbau und die Funktion des menschlichen Gehirns vermitteln.
Der Aufbau unseres Gehirns ist interessanter Weise mit der Evolution des Menschen eng verbunden. So wie die ersten Lebewesen zunächst lernen mussten sich um ihre inneren Abläufe zu kümmern so ist die Basis des menschlichen Gehirns auch damit beschäftigt:
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Im sogenannten Hirnstamm (bestehend aus dem Mittelhirn, der Brücke und dem verlängerten Mark) werden die grundlegensten Funktionen des menschlichen Körpers überwacht und gesteuert, z. B. Atmung, Gleichgewicht, Verdauung, der Blutkreislauf und noch vieles mehr. Es wird auch gerne als „Reptiliengehirn“ bezeichnet, da es ungefähr dem entspricht, was die Reptilien können. Hier ist alles auf das Überleben programmiert, im Inneren wie im Äußeren. Es sind sehr schnell funktionierende und sehr einfache Reaktionen die hier abgerufen werden. Wenn ein Mensch wirklich um sein Leben fürchten muss, ist dies die Region die die Kontrolle übernimmt (im Rahmen der noradrenergen Erregungsausbreitung). „Fight, Flight, Freeze“ hat hier seinen Ursprung.
Dem Hirnstamm nach hinten angelagert ist das Kleinhirn (Cerebellum), von ihm werden unsere (unbewußten) Bewegungen gesteuert und es spielte eine große Rolle beim motorischen Lernen, der Aufmerksamkeit und dem Sprechen.
Die nächste Hirnregion auf dem Weg zum „Mensch sein“ ist die des Zwischenhirns. Hier haben unsere Gefühle ihren Ursprung, hier lernen wir, hier kommen unsere Treibe her und hier ist das „Tor zu unserem Bewusstsein“.
Die letzte Stufe ist das „Großhirn“. Diese Hirnregion ist bei uns Menschen am größten entwickelt und unterscheidet uns von allen anderen Tieren. Sie liegt wie eine Haube dem restlichen Gehirn auf. Ihren Aufbau will ich von hinten nach vorne erklären:
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Ganz hinten (im Okzipitallappen) werden visuelle Informationen verarbeitet und mit anderen Informationen des Köpers abgeglichen. Im Parietallappen, etwas weiter vorne, kommen sensorische Informationen aus sämtlichen Regionen des Körpers an und werden in höheren Denkprozessen verarbeitet (z.B. räumliches Denken, Lesen, Rechnen). Außerdem findet hier die Integration des Körpers mit anderen Informationen (z.B. dem Sehen) statt, also die räumliche Koordination und Aufmerksamkeit.
Seitlich, im Bereich der Schläfe, liegt der Temporallappen. Dort wird das Sprechen gesteuert und die Informationen aus unserem Hörsystem verarbeitet. Eine weitere, sehr wichtige Funktion, sitzt ebenfalls im Temporallappen, die des Gedächtnisses.
Vor dem Parietallappen und mittig vom Temporallappen sitzt der Frontallappen. Hier werden ebenfalls mehrere Dinge gesteuert. Zum einen liegt hier der Bereich des Gehirns in dem unsere bewussten Bewegungen gesteuert werden und zum anderen unsere „Persönlichkeit“. Dieser, wahrscheinliche wichtigste, Teil unseres „Mensch seins“ findet in den sogenannten Assoziationsarealen des Gehirns statt, die im „orbitofrontalen Cortex“ (OFC) liegen, der Region ganz vorne hinter unserer Stirn.
Zum Verständnis der Funktionsweise unseres Gehirns darf man sich die einzelnen Areale nicht voneinander isoliert vorstellen, im Gegenteil! Alle Bereiche des Gehirns stehen miteinander in enger Verbindung und die einzelnen Funktionen werden auch in anderen Bereichen mit gesteuert und verändert, wobei im Notfall die untersten Regionen die obersten „überstimmen“ können.
Wenn ich zum Beispiel extreme Panik bekomme übernimmt eine Region im Hirnstamm (der Locus coeruleus) das Kommando und wir können „nicht mehr klar denken“. Alles in unserem Gehirn und Körper wird auf Instinktebene bestimmt und wir kämpfen, fliehen oder werden starr vor Angst, in wie weit wir da noch Einfluss nehmen können hängt dann von vielen Faktoren ab, u.a. unseren bisher gemachten Erfahrungen, Ängsten und Traumata.
War man bis vor einigen Jahren noch der Meinung unser Gehirn könne sich ab einem bestimmten Zeitpunkt nicht mehr verändern, so weiß man heute, dass sich unser Gehirn ein Leben lang verändern kann.
Es ist wie ein Muskel, die Bereiche die man trainiert werden größer und stärker, die, die man vernachlässigt, werden kleiner und dünner. Das ist der Grund warum wir uns Zeit unseres Lebens ändern können, warum aus einem Massenmörder wie Joshua Blahyi (der als Warlord an der Ermordung von mehr als 20000 Menschen beteiligt war) ein Priester werden kann, der sich liebevoll um seine Gemeinde und Familie kümmert.
Ich sprach oben von dem OFC als Sitz unserer „Persönlichkeit“. Was macht denn unsere Persönlichkeit aus? Es sind die Entscheidungen die wir treffen. Warum treffen wir Entscheidungen? Tja, jetzt wird es schon schwieriger.
Ganz kurz und stark vereinfacht:
Auf Grund der Vernetzungen unseres OFC mit dem Zwischenhirn (wo unsere Emotionen sitzen) und dem Stammhirn (wo unsere Instinkte sitzen).
Diese Vernetzungen finden u.a. in einer Region namens „Insula“ statt, die zwischen Temporallappen und Frontallappen sitzt und einer Region namens „Cingulate cortex“ die am Boden des Frontallappens liegt (also auf dem Zwischenhirn). Diese Regionen sind die Schaltstellen der Integration unserer Gefühle, unserer Instinkte mit unserem Bewusstsein, man könnte auch sagen „unseres Verstandes unserer Seele und unseres Körpers“.
Wie tief diese Verankerung unseres Bewusstseins mit unseren Instinkten reicht kann man daran sehen, dass, wenn man eine Region im Hirnstamm namens „periaqueductalem Grau“ ausschaltet (wo eben der Sitz, bzw. Ursprung, des Fight / Flight / Freeze Programms ist), man sofort bewusstlos wird.
Was aber ist nun die Basis auf der unser Gehirn funktioniert, was führt dazu dass wir Entscheidungen treffen? Es sind Bilder. Bilder die in unseren Hirnzentren abgespeichert sind. Ein Bild wird immer mit einem anderen Bild verglichen und/oder angepasst um eine Änderung herbeizuführen. Es wir quasi ein Sollwert mit einem Istwert verglichen und dann der Istwert an den Sollwert angeglichen. Die Bilder werden als Erregungsmuster einzelner Hirnzellen gespeichert und bei Bedarf abgerufen. Je öfter ich also ein Bild abrufe, desto stabiler, schneller und größer wird der Weg, der dazu nötig ist. Auf der Ebene der Körperregulation ist dies noch recht einfach und überschaubar (Blutdruck / Puls werden z. B. an das Gehirn zurückgemeldet und dort beeinflusst), aber spätestens auf der Ebene der Gefühle und Bewegungen wird das ganze System sehr groß und unübersichtlich da extrem viele Faktoren (Bilder) die Regulation beeinflussen.
Wichtig ist sich zu merken, dass das Gehirn Bilder in Form von Erfahrungen braucht um sie später wieder abrufen zu können!
Im OFC werden die verschiedenen Bilder der unterschiedlichsten Regionen miteinander verglichen, gewichtet und verstärkt, bzw. geschwächt. Je nachdem welche Wege ich öfter einschlage (oder eingeschlagen habe), desto größer und stärker wird dieser Weg und damit dieses Bild, desto wichtiger wird es für meine Persönlichkeit. Es wird als wichtiger in meinem OFC gewertet und bestimmt dort meine Entscheidungen.
Nun hat das Gehirn noch neben den breiteren Wegen eine andere Art der Wichtung: die der chemischen Botenstoffe. Um bei dem Beispiel mit dem „Fight, Flight, Freeze“ zu bleiben ist dies das Noradrenalin. Wenn ein Hirnareal (in diesem Fall der Locus coeruleus) diesen Stoff freisetzt, werden dessen Bilder für den OFC sehr viel wichtiger und alles andere verblasst und wird unwichtig, wir werden „instinktgesteuert“.
Andere Stoffe, die eine Wichtung bewirken, sind Dopamin und Serotonin die bei Süchten, Traumata oder auch der Liebe eine wichtige Rolle spielen.
Wir haben jetzt also den OFC, die Insula und das Cingulum wo die Bilder der verschiedenen Hirnregionen zusammenlaufen und verarbeitet / gewichtet werden. Da unser Gehirn ein sehr sehr plastisches und effektives Gebilde ist, werden die Verbindungen also nicht nur für ein einziges Bild genutzt sondern für die Übermittlung von sehr vielen verschiedenen Bildern. Dieses Verständnis des menschlichen Gehirns ist absolut essentiell für alles Weitere, was ich in den folgenden Beiträgen zu diesem Thema schreiben möchte, daher will ich es mit einem Bild verdeutlichen:
Wie oben beschrieben formt das Nutzen bestimmter Bilder Wege in unserem Gehirn. Das Abrufen der Bilder baut diese Wege aus. Von einem Trampelpfad zu einem gepflasterten Weg, zu einer einspurigen Straße bis hin zur sechsspurigen Autobahn. Im Laufe unserer Entwicklung ist der Ausbau bestimmter Regionen zu einigen Zeiten einfacher als zu anderen, er ist aber prinzipiell immer möglich!
Während der ersten Lebensmonate geht der Ausbau rasant voran, nach drei bis vier Jahren wird es langsamer um in der Pubertät noch einmal richtig Fahrt aufzunehmen. Nicht alle Areale werden zu aller Zeit gleich stark ausgebaut, auch da gibt es Unterschiede, aber das würde hier zu weit führen.
Wichtig ist: der Ausbau der Straßen durch Abrufen der Bilder findet immer statt, mal mehr, mal weniger schnell.
Jetzt kommt das Entscheidende:
Die Bilder (Fahrzeuge) formen zwar den Weg, ist er aber einmal groß genug, so können auch andere Fahrzeuge darauf fahren.
Konkret bedeutet dies zum Beispiel, dass ein emotionales Bild (z.B. die Sicherheit durch die Mutter) eine ausgeprägte Straße vom OFC zum Zwischenhirn baut, diese Autobahn aber auch von vielen anderen Bildern (Fahrzeugen) genutzt werden kann und vor allem auch bei Entscheidungen genutzt wird, wer will schon eine kleine holprige Nebenstraße nutzen, wenn die große Autobahn nebenan ist?
So wie diese Autobahn nur gebaut werden kann wenn der Weg in der Kindheit oft und intensiv genutzt wird, so kann sie auch im Laufe der weiteren Entwicklung wieder zu einer verfallenen und überwucherten Straße werden, die immer weiter verwittert und letztendlich nur ein kleiner Feldweg ist, über die kaum noch ein Auto kommt. Die Nutzung der Wege entscheidet über ihren Zustand.
Auf der anderen Seite bedeutet dies aber auch, dass ein eingefahrener und damit breiter Weg bevorzugt genutzt wird, was sehr nützlich sein kann, was einen Menschen aber auch in seiner Denk- und Handlungsweise sehr einschränken kann: Wenn ich immer nur spezielle Wege nutze um meine Probleme zu lösen, kann ich irgendwann auch nur noch diese Wege sehen, da sie so breit geworden sind. Das ist dann zwar hoch effektiv, aber nur solange sich gewisse äußere Umstände nicht ändern.
Ein „Kopfmensch“, der gelernt hat logisch und rational zu entscheiden, diese Wege perfektioniert hat und evtl. auch noch einen entsprechenden Studiengang absolviert hat (z.B. Mathe, Physik oder eine „Geisteswissenschaft“) wird sich immer auf diesen Wegen aufhalten, einfach weil sie da sind. Er wird sich in einer Umwelt bewegen in der er mit seinen „Lösungswegen“ gut zurecht kommt, wo er erfolgreich ist. Je öfter er erfolgreich ist, desto mehr wird dieser Weg verstärkt und andere Wege verkümmern.
Wenn diese Person vor einem Problem steht wird sein OFC das Abbild dieses Problems mit vorhanden Erfahrungen zur Lösung ähnlicher Probleme vergleichen und dabei die Autobahnen eher nutze als die Feldwege. Findet es eine Lösung wird aus dem Problem eine Herausforderung und man macht sich an die Lösung. Findet man keine Lösung, dann wird das Problem größer und gefährlicher (für das Selbstbild, die Gesundheit, den sozialen Status etc.).
Das Problem rückt immer mehr in den Fokus unserer Aufmerksamkeit, andere Dinge werden immer unwichtiger, je gefährlicher und größer, desto genauer nimmt unser Instinkt sich dieses Problems an und desto mehr feuert unser Locus coeruleus mit seinem Noradreanlin. Dies bewirkt eine unspezifische Aktivierung im OFC, mit anderen Worten es wird fieberhaft nach Lösungsmöglichkeiten gesucht, alle vorhandenen Wege werden genutzt, die Autobahnen mehr und schneller als die Feldwege.
Finde ich auf diesem Weg keine Lösung übernehmen immer tiefer liegende Zentren die Kontrolle: „es geht ans Eingemachte“. Je gefährlicher das Problem für die Dinge wird, die uns wichtig sind, desto tiefer und intensiver geht die Aktivierung.
Auf der Ebene der körperlichen Unversehrtheit (bei einem Überfall, dem Kontakt mit einem gefährlichen wilden Tier etc.) übernimmt dann unser „Instinktzentrum“ und uralte Überlebensprogramme werden abgerufen, in deren Folge unser Gehirn mit Noradrenalin überflutet wird und unser Körper mit dem Stresshormon Adrenalin.
Alles was nicht unmittelbar eine Lösung des Problems verspricht wird heruntergefahren, u.a. auch die Vernetzungen des OFC mit anderen Teilen des Großhirns, da eine bewusste Verarbeitung der Informationen (aus dem Körper und der Umwelt) zu lange dauert. Die tiefer liegenden Hirnareale greifen auf diese Informationen über schnellere Wege zu und verarbeiten sie schneller und direkter. Sie schwächen quasi unser bewusstes Denken.
Ein Beispiel dazu: Treffe ich einen Tiger in freier Wildbahn ist mein Locus coeruleus sofort maximal aktiv, da meine körperliche Unversehrtheit und damit mein Überleben, maximal bedroht sind. Das Noradrenalin überflutet mein Gehirn, sorgt für eine Adreanlinfreisetzung im Körper (um ihn auf Höchstleistung vorzubereiten), fährt mein bewusstes Denken herunter und stärkt die Autobahn zu meinen Instinkten. Ich gehe in den „Fight“-Modus, wenn ich meine das ich eine Chance habe (z.B. weil ich mir einen Stock, Stein greifen kann) oder in den Flight-Modus um der Bedrohung zu entkommen. Greift mich der Tiger an und ich liege unter ihm wird mein Körper den Freeze-Modus aktivieren um uninteressant für ihn zu werden, ich „stelle mich tot“. Das alles passiert „wie von selbst“, man schaut sich fasst von außen zu.
Nun ist nicht jedes Problem, mit dem wir konfrontiert werden, ein freilaufender Tiger und vor allem tritt es nicht so überraschend auf. Dennoch passieren immer die gleichen Dinge wenn ich keine schnelle Lösung für mein Dilemma finde (z.B. weil meine Autobahnen mich nicht darauf bringen): es kommt zur Noradrenalinfreisetzung und Aktivierung tiefer Hirnregionen.
Wie oben beschrieben führt das zu einer allgemeinen Aktivierung im OFC und zu einer „Reizoffenheit“ mit der das Gehirn nach alternativen Lösungen zu den breiten Autobahnen (die ja so schnell keine Lösung gefunden haben) sucht. Ist die Bedrohung nicht unmittelbar eine Gefahr für uns (wie der Tiger) kann diese Aktivierung lange (Tage, Wochen, Monate, Jahre) anhalten. Nach einigen Tagen/Wochen führt dies zu einer Freisetzung einer anderen Substanz im Gehirn: dem Kortisol. Das Kortisol hat im Gehirn spezielle Rezeptoren über die es eine sehr interessanter und auch wichtige Funktion erfüllt:
Es baut Autobahnen ab und begünstigt den Ausbau andere Wege!!!!
Wenn ich also längerer Zeit einem Problem ausgesetzt bin, für das ich keine Lösung finde und/oder welches mich in einen Stresszustand bringt, begünstigt dies die Veränderung meines Gehirns. Eingefahrene Muster, über die ich keine Lösung finden konnte, werden abgebaut und andere werden aufgebaut, die eventuell zu einer Lösung führen können. Da dies sehr stark im OFC passiert kann mich also eine solche Situation in meiner Persönlichkeit verändern, da ja die neuen Autobahnen von vielen Fahrzeugen genutzt werden können.
Bleiben wir bei einem extremen Beispiel: dem Warlord „General Butt Naked“, Joshua Blahyi, den ich oben schon erwähnte.
Wie man sich vorstellen kann, bringt einen das Morden und Töten von Menschen auf grausamste Weise in einen chronischen Stresszustand, d.h. er ist emotional instabil, sein Gehirn durch das permanente Kortisol jederzeit formbar.
Eines Tages machte dieser Mann die Bekanntschaft mit einem Priester, der ihn mit dem katholischen Glauben in Kontakt brachte. Aus irgendeinem Grund beschäftigte sich Blahyi nun mit dieser Lehre und formte somit andere Autobahnen aus, vornehmlich solche die seinen OFC mit seinem Zwischenhirn verbinden, denn das macht die Auseinandersetzung mit Religion. Wahrscheinlich gab es da auch schon vorher eine starke Straße hin, denn auch Wut und Hass verbinden den OFC mit dem Zwischenhirn, aber die Religion scheint eine Abzweigung/Abfahrt geschaffen zu haben, die dafür sorgte das dieser Mann ein liebvoller Familienvater und Priester geworden ist.
Durch die intensive Nutzung bestimmter Muster / Bilder wurden neue Straßen ausgebaut und vorhandene weniger genutzt. Dies führte zu einer neuen „Straßenlandschaft“ und damit auch zu anderen Lösungsmöglichkeiten bei auftretenden Problemen. Seine Persönlichkeit veränderte sich.
OK, das Beispiel des „bekehrten“ Warlords ist extrem und mit Sicherheit nicht alltäglich (falls er es auch nicht nur spielt), aber man kann an ihm schön den Effekt der „neuronalen Plastizität“ erklären und wie Verhalten überhaupt verändert werden kann.
Was hat zu angeblichen Änderung Blahyis geführt? Der Kontakt zu Religion. Was macht Religion? Sie hat eine sehr bildliche Sprache. In der christlichen Religion sind es Gleichnisse, im Zen sind es die Koan, die einen vor bildliche Probleme stellen (Wie kommt die Gans in die Flasche?) und in verschiedenen schamanistischen Religionen sind es Bilder aus der Natur und dem Tierreich.
Die Beschäftigung mit Dingen, die ein Bild in unserem Gehirn erzeugen, z.B. „Gans in der Flasche“, erleichtert es unserem Gehirn bestimmte Wege auszubauen. Durch ein Bild werden im OFC sehr viele Hirnareale angesprochen, da ein Bild immer auf verschiedenen Ebenen wirkt. Das Bild einer Gans in einer Flasche wirkt emotional (die arme Gans), räumlich (wie passt die da rein), problemlösend (wie kriege ich sie da wieder raus) und noch vieles mehr. Alle Bilder, die wir über Gänse und Flaschen haben und auch deren Beziehung zueinander, werden dadurch aktiviert, auf diesen Straßen fahren also Fahrzeuge.
Die Frage „Wie kommt die Gans in die Flasche?“ bewirkt noch etwas anderes: Sie stellt unser Gehirn vor ein Problem, das es meint lösen zu müssen. In diesem Falle gibt es aber keine logische Erklärung und unsere Emotionen (Wut, Verzweifelung, Ratlosigkeit etc.) werden aktiviert, ich rekrutiere also mehr Fahrzeuge auf einem größeren Wegenetz. Das führt bei unserer Gans natürlich auch zu keiner Lösung, aber die Autos fahren auf der Straße und die Straße wird damit ausgebaut, das Wegenetz immer weiter und komplexer das Autobahnnetz immer dichter.
Diese bessere Infrastruktur steht meinem Gehirn dann natürlich auch bei anderen Problemen zu Verfügung, die nichts mit Gänsen in Flaschen zu tun haben!
Die größte Gefahr für unser Gehirn besteht darin „engstirnig“ zu werden, sich nur auf eine Sache zu versteifen. Das führt zu Unflexibilität und zu eingeengtem Denken.
Die Beschäftigung mit vielen unterschiedlichen Dingen baut eine gute Infrastruktur in unserem Gehirn aus, die vielfältig genutzt werden kann. Eine bildliche Sprache kann helfen diese Infrastruktur auszubauen und unser Gehirn offen zu machen.
Ich sollte meinem Gehirn möglichst viele Reize anbieten um es zu entwickeln und handlungsfähig zu bleiben:
– Jeder „weiß“ das Sport als Ergänzung zu geistiger Arbeit gut ist
– „Das Lernen eines Musikinstrumentes fördert die Intelligenz“, heißt es
– „Schwert (Kampf) und Pinsel (Kunst) gehören zusammen“
– „Das Erlernen einer Kampfkunst sollte mir der Beschäftigung der chinesischen Klassiker kombiniert werden“, soll heißen die körperliche Übung soll um die geistige Schulung erweitert werden.
Zusammenfassend: eine körperliche Tätigkeit sollte um eine geistige erweitert werden und umgekehrt. Selbst eine einseitige geistige Tätigkeit (das Spezialistentum in der Wissenschaft) sollte um die Beschäftigung mit anderen geistigen Aspekten ergänzt werden um das Wissen weiter anwenden zu können und in einen größeren Kontext zu stellen.
Man muss sein Gehirn ebenso trainieren wie seinen Körper!!!
Ein gesunder und fitter Körper ist ebenso wichtig wie ein gesundes und fittes Gehirn und beides interagiert miteinander.
An dieser Stelle möchte ich mich für die Ausdauer bedanken mit der du diesen Artikel gelesen hast, er war lang und es waren viele Informationen enthalten!
Auf diesen Informationen möchte ich jedoch in weiteren Blogbeiträgen aufbauen und das Verständnis dieser Funktionsweise unseres Gehirns ist in sehr vielen Bereichen unseres Lebens wichtig, die KK oder die Religion sind da nur ein Bereich aber mit diesen Beiden möchte ich mich hier, in diesem Blog, weiter beschäftigen, da sie mein Leben entscheidend beeinflusst haben und beeinflussen.
Schließen möchte ich diesen Artikel mit einer alten indianischen Geschichte, die sehr gut zum Thema „neuronale Plastizität“ und „Wegenetz im OFC“ passt:
Eines Abends erzählte ein alter Cherokee-Indianer seinem Enkelsohn am Lagerfeuer von einem Kampf, der in jedem Menschen tobt.
Er sagte: „Mein Sohn, der Kampf wird von zwei Wölfen ausgefochten, die in jedem von uns wohnen.“
Einer ist böse.
Er ist der Zorn, der Neid, die Eifersucht, die Sorgen, der Schmerz, die Gier, die Arroganz, das Selbstmitleid, die Schuld, die Vorurteile, die Minderwertigkeitsgefühle, die Lügen, der falsche Stolz und das Ego.
Der andere ist gut.
Er ist die Freude, der Friede, die Liebe, die Hoffnung, die Heiterkeit, die Demut, die Güte, das Wohlwollen, die Zuneigung, die Großzügigkeit, die Aufrichtigkeit, das Mitgefühl und der Glaube.
Der Enkel dachte einige Zeit über die Worte seines Großvaters nach, und fragte dann: Welcher der beiden Wölfe gewinnt?
Der alte Cherokee antwortete: „Der, den du fütterst.“
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